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Neunburg vorm Wald feiert 1000 Jahre

Geschichte der Pfalzgrafenstadt Neunburg vorm Wald

Die Stadt Neunburg vorm Wald kann im Jahr 2017 auf eine 1000-jährige Geschichte zurückblicken. Hier in aller Kürze die wichtigsten geschichtlichen Fakten zu Neunburg vorm Wald:

Entstehung

Die Stadt Neunburg vorm Wald ist seit alters der geschichtliche, kulturelle, wirtschaftliche und gesellschaftliche Mittelpunkt dieses Raumes. Die Geschichte hat die Entstehung unserer Stadt nicht überliefert. Funde aus der Stein- und Bronzezeit, Gräber und namenkundliche Belege weisen auf eine frühe Besiedlung des Schwarzachtals hin, die in der Vor- und Frühgeschichte natürlich nur eine sporadische war. Erst im frühen Mittelalter lässt sich eine Siedlungskontinuität nachweisen.

„Aign“

Der Stadtteil „Aign“ gilt als die älteste Ansiedlung in Neunburg. Dort steht heute noch die sehenswerte romanische Jakobskirche aus der Zeit um 1100.

„neue Burg“

Um 900 wurde auf dem gegenüberliegenden Felsen eine „neue“ Burg erbaut, die dem Burgort, dem Markt und der späteren Stadt den Namen gab. Sicher ist der Ortsname nicht von 9 Burgen abzuleiten, die angeb¬lich um Neunburg vorm Wald herum lagen. Zur Unterscheidung von gleichnamigen Orten erhielt Neunburg den Zusatz „vor dem Wald“ bzw. „vorm Wald“. Im Schutz der Burg und an der alten Handels- und Heerstraße von Nürnberg nach Böhmen gelegen, konnte sich bald ein Markt entfalten; Handel und Wirtschaft blühten auf. Im 10. Jahrhundert sollen hier sogar Münzen geprägt worden sein. Urkundlich erwähnt wird Neunburg erstmals 1017 in einer Schenkungsurkunde Kaiser Heinrichs II. für das Bistum Bamberg.

Herrschergeschlechter

Auf der „neuen Burg“ herrschte zunächst das Geschlecht der „Neunburger“, dann die Ortenburger und Truhendinger. 1261 kaufte der wittelsbachische Herzog Ludwig der Strenge von Bayern für 1.000 Pfund Regensburger Pfennige die Herrschaft Neunburg und Warberg. Es entstand dadurch das Amt Neunburg und die Stadt wurde herzoglicher Amtssitz.

Stadt

Um diese Zeit erhielt die Stadt das Marktrecht. Den Wittelsbachern verdankt Neunburg vorm Wald auch die Erhebung zur Stadt, die um 1300 erfolgt sein muss.
Bei der Landesteilung von 1329 kam die Herrschaft Neunburg an die pfälzische Linie der Wittelsbacher. Im 14. Jahrhundert taucht auch das Stadtwappen auf den Stadtsiegeln auf. Die Stadtfarben sind im übrigen rot, weiß, blau.

Residenz

Seit 1354 ist Neunburg vorm Wald für über 100 Jahre Residenz der pfälzisch-wittelsbachischen Herzöge und Pfalzgrafen. Diese hatten hier Hof und Gericht gehalten und förderten die Stadt sehr. In diese Zeit fällt auch der Umbau der mittelalterlichen Burg zum „Alten Schloss“.

Pfalzgraf Johann

Der bedeutendste und volkstümlichste Fürst war Pfalzgraf Johann, der in Neunburg geboren wurde und begraben liegt. Er ist der Sohn des deutschen Königs Ruprecht von der Pfalz und begründete die pfälzische Nebenlinie Pfalz Neunburg – Neumarkt. Sein Herrschaftsgebiet umfasste weite Teile der mittleren Oberpfalz. Er residierte in Neunburg und Neumarkt und erhielt die Beinamen „der Neunburger“ oder „der Neumarkter“ oder „der Oberpfälzer“.

Johann gewährte der Stadt wichtige Privilegien und gilt als größter Wohltäter und Förderer. Auf ihn geht auch der Bau des bürgerlichen Rathauses zurück.

Hussitenkriege

Die größte Leistung Johanns ist jedoch die Abwehr der Hussiten. Diese fielen nach dem Märtyrertod des böhm. Reformators Jan Hus 1415 ständig in die Oberpfalz ein. Die militärische Stoßkraft der Hussiten beruhte auf der Wagenburg und auf den aufkommenden Feuerwaffen, ihrer Disziplin und überlegenen Taktik.

Die deutschen Reichsheere wurden von diesem böhmischen Volksheer wiederholt geschlagen. Nur Pfalzgraf Johann erkämpfte sich 1433 über die Hussiten den schon legendär gewordenen Sieg bei Hiltersried. Nach seinem Sieg erhielt Pfalzgraf Johann den Beinamen „Hussitengeißel“ oder „Hussiten-hammer“. Das Neunburger Festspiel „Vom Hussenkrieg“ erinnert an Pfalzgraf Johann und die Hussitenkriege.

Pfalzgraf Johanns Sohn Christoph wurde übrigens König von Schweden, Dänemark und Norwegen. Mit seinem Tod 1448 starb die Neunburger Linie der pfälzischen Wittelsbacher aus. Mit dem Tod Johanns und seines Sohnes König Christoph hörte Neunburg auf, Residenz zu sein; Glanz und Blüte sanken dahin.

Stadtbild

Das Stadtbild ist heute noch geprägt von der Pfarrkirche und der Residenz. Von der mittelalterlichen Burg- und Stadtbefestigung sind nach vielen Kriegen und großen Stadtbränden nur mehr Reste erhalten. Das mittelalterliche Stadtbild hat sich dadurch sehr verändert.

Reformation

Die Reformation brachte für Neunburg einen häufigen Wechsel des Bekenntnisses – aber auch eine Lateinschule.

Kriege

Im 30jährigen Krieg nahmen 1634 die Schweden die Stadt ein, 1641 belagerte die kaiserlich – bayerische Armee die Stadt.

Im Spanischen Erbfolgekrieg leisteten die Neunburger zum Volksauf¬stand von 1705 ihren Beitrag. Sie befreiten am Plattenberg zwangs¬rekrutierte Bauernburschen aus den Händen kaiserlicher Soldaten mit dem Schlachtruf: „Lieber bairisch sterben, als in des Kaisers Unfug verderben!“

Im Österreichischen Erbfolgekrieg belagerte auch 1742 der Panduren¬führer Trenck die Stadt, allerdings vergeblich. Trenck: „Entweder kommandiert der lebendige Teufel oder es ist der wahre Gott drin!“

Orden und Klöster

1722 gründeten die Franziskaner vor dem Stadttor ein Kloster, bauten sich eine große Kirche und blieben bis zur Säkularisation im Jahr 1802.

1833 wurde in der mittlerweile profanierten Franziskaner-Klosterkirche durch Karolina Gerhardinger aus Stadtamhof und dem Neunburger Priester Job der Orden der Armen Schulschwestern gegründet. In Neunburg war 10 Jahre das Mutterhaus, dann wurde es nach München und später nach Rom verlegt. In Neunburg blieb aber eine klösterliche Niederlassung. Der Orden ist heute weltweit verbreitet.

Ämterstadt

Ansonsten führte Neunburg in den letzten Jahrhunderten das Leben eines Provinzstädtchens. Allerdings konnte sich Neunburg als Ämterstadt behaupten. Die Stadt erhielt 1905 ein neues Krankenhaus, 1896 wurde die Bahnlinie Neunburg – Bodenwöhr eröffnet und 1915 die Bahn nach Rötz weitergebaut.

Zweiter Weltkrieg

Am Ende des Zweiten Weltkrieges erlebten die Neunburger die Schrecken des Krieges. Kurz vor dem Einmarsch der Amerikaner richtete die SS in der unmittelbaren Umgebung von Neunburg unter den KZ-Häftlingen aus Flossenbürg ein blutiges Massaker an. Nur einige Tage später sollten die Panzer der dritten amerikanischen Armee in unser Städtchen ein.

Neunburg nach 1945

Nach 1945 erwachte Neunburg zu neuem Leben. Die Stadt nahm viele Heimatvertriebenen auf, neue Wohnviertel entstanden, Fremdenverkehr und Industrie wurden angekurbelt. Seit 1963 ist Neunburg auch Garnison der Bundeswehr.

Mit der Gebietsreform 1972 wurde der Landkreis Neunburg aufgelöst und in den Landkreis Schwandorf einbezogen; Neunburg verlor damit den Kreissitz und das Landratsamt. Des Weiteren wurden Amtsgericht, Gesundheitsamt, Landwirtschaftsamt und Landwirtschaftsschule abgezogen. Die Stadt hatte vor dem Zweiten Weltkrieg 2.500 Einwohner, nach 1945 knapp 5.000, vor der Gebietsreform 4.500 und nachher 7.300. Im Rahmen der Gebietsreform hat Neunburg elf ehemalige Gemeinden aufgenommen und damit seine Fläche auf 112 km² ausgedehnt. Die heutige Einwohnerzahl beträgt über 8.200.

Bei der Altstadtsanierung, der Dorferneuerung und der Denkmalpflege hat die Stadt in den letzten Jahrzehnten beachtliche Anstrengungen unternommen, um die Stadt und ihre Ortsteile liebens- und lebenswert zu gestalten.

Auf kulturellem Sektor sind positiv zu registrieren: Festspiel, Museum, Musikschule, Stadtkapelle. Wiederum bleiben Rückschläge nicht aus: 2004 wurde das Kreiskrankenhaus geschlossen und 2007 wird die Bundeswehr abgezogen. Mit der Schaffung eines medizinischen Zentrums anstelle des früheren Krankenhauses und der Ansiedlung des Buchbinder-Logistikparks in der früheren Kaserne gelangen der Stadt erfolgreiche Nachnutzungen auch dieser Areale.

Quelle: Theo Männer, Ehrenbürger der Stadt Neunburg vorm Wald & Kreisheimatpfleger